9. Mai 1950: Der Schumann-Plan
Robert Schuman war zusammen mit Jean Monnet der Hauptakteur des europäischen Einigungsprozesses, eines politischen Projektes ohnegleichen in der Geschichte. Im Frühjahr 1950 setzte Robert Schuman, Außenminister der IV. Republik, eine Politik der Annäherung mit Deutschland in Gang. Zusammen mit Jean Monnet, einem der einflussreichsten Europäer der westlichen Welt, rief er den Schuman- Plan ins Leben, der das Schema der klassischen Diplomatie völlig verändern sollte. Das Projekt beruht auf der Feststellung, dass der Kontinent regelmäßig einem Blutbad glich durch eine ununterbrochene Folge von Kriegen, die, was die letzten von ihnen betrifft (die Kriege von 1870, 1914-18, 1939-45), als Ausgangspunkt die deutsch-französischen Rivalitäten und die Verschärfung des Nationalgedankens hatten.
Robert Schuman zog daraus den Schluss, um den Krieg zu vermeiden, müsse eine Dynamik in Gang gesetzt werden, die auf umgekehrten Prinzipien beruhe, d.h. auf einer engen deutsch-französischen Zusammenarbeit im supranationalen Rahmen einer gemeinsamen hohen Behörde.
Die von Robert Schuman und Jean Monnet empfohlene Methode war die des europäischen Einigungsprozesses der kleinen Schritte, beschränkt auf den wirt- schaftlichen Bereich, genauer gesagt auf einen einzigen Sektor, Kohle und Stahl, den Hauptsektor der damals dominierenden Stahlindustrie.
Robert Schumans Vorschlag, der den europäischen Ländern empfahl, die Kohle- und Stahlproduktion unter eine gemeinsame hohe Behörde zu stellen, wurde in der Rede vom 9. Mai 1950 veröffentlicht und von 6 Staaten angenommen: Frankreich, Deutschland, Belgien, den Niederlanden, Italien und Luxemburg. Jean Monnet war der 1. Präsident der Hohen Behörde der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS).
élèves du Lycée Notre Dame de la Compassion à Pontoise