1871 – 1918: Das Deutsche Kaiserreich
Die Bildung eines deutschen Nationalstaats ist eines der zentralen Elemente der deutschen Geschichte des 19. Jahrhunderts. Jedoch scheiterten zunächst jegliche Versuche, die einzelnen deutschen Fürsten- und Herzogtümer zu vereinen. Erst als Bismarck sich Ende der 1860er Jahre der Sache annahm, führte die patriotische Bewegung, die der siegreiche Deutsch-Französische Krieg 1870/71 in Deutschland mit sich brachte, zu der Kaiserproklamation im Spiegelsaal von Versailles am 18. Januar 1871. Der erste deutsche Nationalstaat war geschaffen.
In den frühen 1870er Jahren sorgten die französischen Reparationszahlungen und eine Währungsreform für eine Hochkonjunktur im neugegründeten Deutschen Reich. Außenpolitisch gelang es Bismarck, das neue Reich sicher zwischen Europas Mächten zu stabilisieren und zugleich durch eine ausgeklügelte Bündnispolitik Frankreich zu isolieren. 1888 verstarb der erste deutsche Kaiser Wilhelm I. sowie 99 Tage später sein Nachfolger auf dem Thron, Friedrich III. Auf ihn folgte noch im selben Jahr (sog. „Dreikaiserjahr“) Wilhelm II. Er brach mit der bismarckschen Politik und enthob den alten Reichskanzler seines Amtes. Der neue Kaiser strebte nach Kolonien und sah Deutschlands Zukunft auf den Weltmeeren. Diese Politik machte ihn bei vielen Deutschen beliebt, sorgte im europäischen Ausland jedoch für Misstrauen.
Bald war Deutschland nur noch mit Österreich verbündet, dessen Thronfolger 1914 in Bosnien einem Attentat zum Opfer fiel. Dies löste den Ersten Weltkrieg aus. Der erste Massenvernichtungskrieg der Geschichte, bei dem alle Großmächte Europas sowie die USA beteiligt waren, forderte Millionen von Menschenleben und führte nach der deutschen Niederlage zur Abdankung Wilhelms II., zum Zusammenbruch des Kaiserreichs und zur Proklamation der Weimarer Republik.
Schüler/innen des Gymnasiums Papenburg